Bevor unsere Wein- und Wohngalerie den Namen „Zur Sonne” erhielt und die Kunst des Genießens und des schönen Wohnens einzog, vergingen einige Jahrhunderte. Von einem preußischen Gasthof über einem Treffpunkt der Bevölkerung bis zum jahrelangen Leerstand hat die „Sonne” einiges miterlebt. Eine kurze Geschichte zur Sonne.
Das Gebäude wurde erstmals 1635 erwähnt. Es war immer schon das Gasthaus „Prinz von Preußen“. Die Kommunisten wollten aber den Namen „Prinz von Preußen“ nicht beibehalten. So wurde der Gasthof kurzer Hand „Zur Sonne“ umbenannt. Der Gastronomenbetrieb lief gut weiter. Die Sonne war als steter Treffpunkt in der Bevölkerung bekannt. Das Feierabendbier wurde getrunken, aber auch alle Jubiläen begangen. Bei dem Tag der offenen Tür, den wir durchführten, haben wir unendlich viele und tolle Geschichten erfahren.
Zur Zeit der DDR kam der Beschluss aus Berlin, dass in den Städten Wohnraum geschaffen werden muss. Mit bestimmten Vorgaben der m²/Kopf. Um diesen Beschluss umsetzen zu können, wurden gut erhaltende Fachwerkgebäude abgerissen, um den Plattenbauten Platz zu machen. Erst 1992 wurde das direkt angrenzende Haus, neben der Sonne, fertiggestellt.
Warum die Sonne nicht dem Abriss zum Opfer fiel, kann uns niemand erläutern, selbst die Stadtarchivare nicht. Jemand scheint seine schützende Hand über dem Haus gehalten zu haben.
Es versuchten immer mal wieder nach Leerzug und Aufgabe der Gaststätte, Investoren, dass Haus zum Leben zu erwecken. Auch die Stadt selbst mit dem Kreisbaubetrieb. Zur Zeit des Baus vom Kernkraftwerk Stendal, wurden alle verfügbaren Arbeitskräfte von der „Sonne“ abgezogen, um den Bau in Stendal fertig zu stellen. Beide Bauwerke wurden nie fertiggestellt. Die Sonne fiel in ein Dornröschenschlaf.
Während des Leerstands brannte es 3x.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft HaWoGe, vollzog Sicherungsarbeiten, in dem das Dach neu gedeckt wurde und das Gefache aus dem Ständerwerk der Fachwerkfassade entnommen wurde und mit blauen Planen abgehangen. So wurde das Gebäude gut belüftet und Schwamm, sowie Schimmel hatten keine Angriffsflächen.
So stand das Haus 30 Jahre leer und die Halberstädter gewöhnten sich an diesen Anblick. Mein Mann kam dann 2017 am Abend nach Hause und verkündete, dass wir die Sonne kaufen. Ich erklärte ihn für verrückt! Viele Diskussionen, Argumentationen, auch mit Freunden folgten. Das Architekturbüro Hülsdell & Halleger hatte bereits mit der HaWoGe damals Pläne zum Um- und Ausbau entwickelt, auf diese wir zugreifen durften um diese mit dem Architekturbüro Gardzella weiter zu entwickeln.
Fördermittel, Bauanträge etc. wurden beantragt. Nach langen und zermürbenden Verwaltungsaufwand, war der erste Spatenstich am 11.12.2018. Einzig die Fassade ist Denkmalgeschützt, so durfte diese nicht zurückgebaut werden, um zwischengelagert zu werden und in Anschluss an den Neubau anzusetzen. Was einen enormen Mehraufwand bedeutete. So musste das Haus innen, von unten nach oben, Stück für Stück abgerissen und neu errichtet werden. Um das Balkenwerk abzufangen, wurden aus dem Harz Baumstämme integriert, die nach Gießen der tragfähigen Säulen, entfernt werden konnten.
Die Schmuckelemente an der Fassade sind zu 90 % Original. Diese haben verantwortungsvolle Bürger gesichert und gut belüftet in einer Scheune in Klein Quenstedt eingelagert. Jemand der sich daran erinnerte, kam zur damaligen Zeit auf uns zu, um uns davon zu berichten.
Die Außenfassade wurde gut mit dem modernen Inneren zusammengefügt. Das Mittelpflaster ist original erhalten. Die Pferdefuhrwerke fuhren von der Straßenseite in das Gebäude und nach hinten durch. Auf dem Hof wurden die Pferde getauscht, der Kutscher ging in die Schankwirtschaft und fuhr anschließend weiter. Das Pflaster müsste erzählen können.
Während der Bauphase haben wir so manch Überraschung gehabt. Im Haus haben wir einen Aufzug, der geplant bis in den Keller führen sollte. Bei dem Aushub stellten wir fest, dass ein Seitenarm der Holtemme unter dem Haus fließt. Somit musste wieder umgeplant werden. Die Bauzeit betrug 2 Jahre, und hat viele schlaflose Nächte mit sich gebracht.
Seit Oktober 2019 sind nun die Weingalerie zur Sonne, sowie die Wohngalerie hier zu Hause. Zudem sind im Haus 6 Wohneinheiten, die barrierefrei zu erreichen sind, mit großen Innenhof im Haus integriert. Verschiedene Veranstaltungen, wie Weinabende und Wohnzimmerkonzerte lassen in das Haus wieder Leben einkehren.
ZUR SONNE – Weingalerie
Gröperstraße 54-55
38820 Halberstadt
03941 6216400
kontakt@zursonne-halberstadt.de
Montag bis Freitag
10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Samstag
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr